Maracatú Nação Movimento

„Tecendo Parcerias“ – Netzwerk für Straßenkinder ist ein Projekt in Recife von CARITAS-International mit einer Kofinanzierung des BMZ. Das Straßenkinderprojekt Recife geht in seiner Konzeption über ein Einzelprojekt hinaus. Es wurde stattdessen ein Programm entwickelt, in dem fünf Einzelprojekte miteinander vernetzt wurden, um die Arbeit gemeinsam voranzutreiben und in der politischen Diskussion der Kinder- und Jugendrechte ein größeres Gewicht zu erhalten.

Die fünf Organisationen werden dabei in ihrer Arbeit gestärkt und finanziell werden spezifische Programmbereiche der Organisationen aus den Projektgeldern gefördert. Der Schwerpunkt des Programms liegt jedoch auf den gemeinsamen Aktivitäten als Netzwerk und den daraus entstehenden Synergieeffekten.
Eines dieser fünf Projekte ist die „MNMMR“ (Movimento Nacional de Meninos y Meninas de Rua). DieNationale Straßenkinderberwegung besteht seit Mitte der achtziger Jahre und ist die Vertretung der Straßenkinder in Brasilien. In Recife hat die Regionalvertretung für den Bundestaat Pernambuco ihren Sitz und organisiert die autonome Interessenvertrung der Straßenkinder.
Aus diesem Vernetzungs-Projekt ist auch MARACATU NAÇAO MOVIMENTO entstanden. Die Gruppe spielt bei Events und im Rahmen von Kampagnen. Sie sieht sich selbst als wichtigen Beitrag in Präventionsarbeit, weil sie auf unkomplizierte Art viel Kinder erreichen kann und ihnen eine Identifikationsmöglichkeit bietet.

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National Theatre Accra

Das National Theatre Accra in Ghana wurde 1992 gegründet und wird zur Zeit von Korkor Armeiteifio geleitet. Das Nationaltheater beherbergt ein Schauspiel- und ein Tanzensemble.

Die NATIONAL DANCE COMPANY ist das Aushängeschild des National Theatres Accra. Die Gruppe war schon oft in Europa zu Gast. Mit überwältigenden Trommlern, exzellenten Tänzerinnen und Tänzern, greifen sie in ihren Stücken traditionelle Stammes- und Kriegsbräuche auf. Die DRAMA GROUP präsentierte beispielsweise in ihrer Produktion „A bride for the Gods“ eine Mischung aus Erzählung, Tanz und Gesang, begleitet von traditionellen Trommeln. Thematisch geht es um die heutigen Konflikte innerhalb der ghanischen Stämme.

 

Das Theater engagiert sich aber auch seit Jahren in Bildungsprogrammen für und mit Kinder und Jugendlichen, die sonst nur schwer einen Zugang zur traditionellen Bildung haben. Es sind Flüchtlinge, Kindersoldaten und Straßenkinder sowie Kinder in armen ländlichen Gegenden, die im Mittelpunkt dieser Projekte stehen.

 

Die DANCE FACTORY ist ein solches Projekt. Zum einen sollen die Kinder und Jugendlichen durch Musik und Tanz Anerkennung erfahren und neu lernen, sich als Persönlichkeit wahrzunehmen. Es sollen aber auch Talente gesucht und gefördert werden. Die Mitglieder des Ensembles kommen aus verschiedenen Regionen und Stämmen Ghanas, wodurch deren Miteinander und zugleich eine nationale kulturelle Identität gefördert werden soll.

 

Kernpunkt der Produktionen sind traditionelle Tänze, Musik und Gesang, aber auch szenische Dialoge, die sich mit aktuellen sozialen, kulturellen und politischen Themen befassen. Ein wichtiges Thema ist seit Jahren AIDS. In künstlerischen Programmen und mit Straßentheater versuchen die Akteure, vor allem junge Menschen aus allen Schichten und Berufen über Vorbeugung und Verhütung aufzuklären. Und sie versuchen Wege aufzuzeigen, inmitten der Gesellschaft mit HIV / AIDS zu leben.

Das Publikum in Ghana ist immer Bestandteil der Aufführung, es ist Adressat, Kommentator und Medium. Oft schließen sich Gespräche an die Aufführungen an, die mit unter von Fachleuten begleitet werden. Die Kinder und Jugendlichen erhalten für ihre Auftritte geringfügige Zuwendungen in Form von Stipendien, die für Essen, Übernachtung und medizinische Hilfe eingesetzt werden können. Das Projekt ist eines der wenigen, das von staatlicher Seite finanziell unterstützt wird, da die Regierung Ghanas nur sehr sparsam in den kulturellen Bereich investiert.

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Sambalelé

Das Projekt SAMBALELÊ wurde 1998 von Mitgliedern der GRUPO CORPO, einer 1975 gegründeten brasilianischen Tanzcompany ins Leben gerufen. Grupo Corpo gilt national und international als eine der wichtigsten Repräsentantinnen der brasilianischen Kultur. Die Gruppe wurde über die Jahre durch verschiedenste  brasilianische Firmen gesponsert, was in Brasilien für die Firmen bedeutet, dass sie dieses Geld nicht als Steuern abgeben müssen.
Heute wird das Projekt SAMBALELÊ überwiegend von dem brasilianischen Ölkonzern PETROBRAS unterstützt. GRUPO CORPO betreut in dem Projekt Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren aus Familien, die sozio-ökonomisch am Rand der Gesellschaft stehen. Angeboten wird künstlerische Erziehung in Form von klassischem und zeitgenössischem Tanz und Musik, durch Bau von alternativen Musikinstrumenten und Capoeira-Workshops in den Favelas von Belo Horizonte oder deren direkter Nachbarschaft.

Mit dieser Arbeit sollen verschiedene Ziele erreicht werden:

Entwicklung von Selbstachtung
mehr Interesse an der Schulausbildung
Anregung zur Kreativität
Reduzierung von Schulabbruch
Entwicklung von Neugier und Interesse an zusätzlichen Kenntnissen
Reduzierung von aggressivem Verhalten
Stärkung der innerfamiliären Beziehungen
Entwicklung von künstlerischen Fähigkeiten

Einmal im Jahr – meist im November – gibt es die Jahrespräsentation. Die Kinder und Jugendlichen geben aber oft auch im Laufe des Jahres kleinere Aufführungen in Schulen oder bei sozialen Events, um das Erlernte öffentlich zu zeigen. Die Eltern der Kids werden immer wieder eingeladen an Workshops oder Präsentationen teilzunehmen. Sie sollen dadurch stärker in die Entwicklung ihrer Kinder einbezogen werden und ein größeres Bewusstsein dafür bekommen, wie wichtig die künstlerische Arbeit für ihre Kinder ist.

Das Projekt SAMBALELÊ wird seit 2000 von CORPO CIDADÂO geleitet, einer NGO, die von Grupo Corpo gegründet wurde, um den zunehmenden Anforderung an des Projekt gerecht werden zu können. Das Projekt wird geleitet von hochmotivierten Freiwilligen von GRUPO CORPO in Zusammenarbeit mit der Grupo Fraternidade Irmã Scheila (seit 1998), der  Associação Querubins (seit 2000) und dem Centro de Integração Martinho of the Instituição Beneficente Martim Lutero (seit 2000).
Zusammen mit diesen drei Partnern erreicht Corpo Cidadâo über 420 Kinder und Jugendliche in drei Favelas in Belo Horizonte. Den Kids der sehr armen Familien wird in dem Projekt die gleiche künstlerische Erziehung zu Teil wie in den privaten (und teuren!) Tanz-Schulen.

Die Zusammenarbeit zwischen Corpo Cidadâo und dem CIM begann im Jahr 2000, um den Kindern und Jugendlichen in der Favela da Serra Zugang zu Kultur und künstlerischer Erziehung zu gewähren. Die Familien in der Favela da Serra sind nicht nur von Armut sehr stark betroffen, sondern auch von der Gewalt, die von den Drogenkartellen in die Favela hineingetragen wird. Die Favela da Serra gilt als die gewalttätigste in Belo Horizonte. Mehr als 150 Kinder werden durch das Projekt SAMBALELÊ erreicht.

Das CIM in Belo Honrizonte

Die Metropole Belo Horizonte ist mit ca. 3,5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Brasiliens. Vor etwa 100 Jahren nach dem Vorbild Washingtons geplant und gegründet, ist Belo Horizonte Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, der bereits zu Kolonialzeiten durch seinen Reichtum an Gold, Diamanten und Edelsteinen von großer Bedeutung war.
Die Einwohner setzen sich zusammen aus den Nachkommen der portugiesischen Kolonialherren, der afrikanischen Sklaven, der indigenen Bevölkerung und der Einwanderer aus Europa, die sich über die Jahrhunderte stark vermischten.
Die Landessprache ist Portugiesisch.

Villen, hochmoderne Bürokomplexe und Wohntürme mit Luxusappartements prägen das Bild im Zentrum der Stadt. An den großen Straßen liegen Banken, teure Geschäfte, Restaurants, Theater und Nachtclubs. Schulen, Fachhochschulen und Universitäten, Privatpraxen und Kliniken stehen vor allem der wohlhabenden Bevölkerung zur Verfügung.
Belo Horizonte ist das Zentrum der brasilianischen Stahlindustrie, die vor allem in den sechziger Jahren starken Aufschwung nahm, wozu große Eisenerzvorkommen in naher Umgebung beitrugen.

Als Industriestandort und Dienstleistungszentrum ist Belo Horizonte Anziehungspunkt für unzählige Arbeitsuchende aus dem Inneren von Minas Gerais sowie aus den Nordoststaaten Brasiliens. Die meisten dieser Zuwanderer sind ehemalige Landarbeiter oder Kleinbauern, die aufgrund einer zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft arbeitslos geworden, durch Dürre oder durch ungerechte Besitzverhältnisse von ihrem Land vertrieben worden sind.
Ihre Hoffnung, in der Großstadt eine feste Arbeit und ein gutes Einkommen zu finden, hat sich meist nicht erfüllt. Sie leben in den Elendsvierteln am Rande der Stadt, den Favelas. Hier reihen sich die unverputzten kleinen Steinhäuser an armselige Hütten aus Brettern, Blech und Plastikresten. Es gibt oft Schwierigkeiten mit der Trinkwasserversorgung, der Abwasser- und der Müllentsorgung. Ungeziefer und Parasiten sind Ursache vieler Krankheiten. Zunehmende Gewalt, Hunger und Unterernährung bedrohen vor allem das Leben der Kinder.

Der Arbeitsmarkt
Arbeit zu finden ist schwer. Ohne Schul- und Berufsausbildung können die Männer nur als Hilfsarbeiter im Bauhandwerk oder in den Fabriken, als Gelegenheitsarbeiter, Straßenverkäufer, Tagelöhner oder Lumpensammler Arbeit finden, für nur geringen Lohn und ohne soziale Sicherheit. Viele Menschen sind arbeitslos und haben keinerlei Einkommen.
Frauen und junge Mädchen versuchen als Hausangestellte, Putzfrauen, Restauranthilfen u.ä., Geld zu verdienen. Oft sehen sie in ihrem Kampf ums Überleben nur in der Prostitution einen Ausweg. Auch Kinder und Jugendliche müssen arbeiten, um zum Familieneinkommen beizutragen. Sie haben keine Zeit für eine fröhliche, unbeschwerte Kindheit, für eine Schul- und Berufsausbildung. Vielen bleibt nur ein Leben auf der Straße, bei dem sie mit Kriminalität, Drogen und Prostitution in Berührung kommen.

Östlich des Zentrums von Belo Horizonte im Stadtviertel Aglomorado da Serra liegt an den Berghängen ein Konglomerat von Elendsvierteln, wo ca. 45.000 Menschen unter besonders prekären Bedingungen leben. Sie haben nicht ausreichend zu essen, keine ärztliche Versorgung, und Perspektiven zur Besserung ihrer Lebenssituation sind nicht vorhanden.
Für die Kinder und Jugendlichen gibt es kaum Fördermöglichkeiten. Viele haben Erfahrungen mit körperlicher und seelischer Gewalt gemacht, haben Schläge, Hunger und Einsamkeit ertragen müssen.

Der Träger
Sie zu fördern und zu unterstützen und ihnen ihre Rechte und Pflichten als Bürger nahe zu bringen, ist das Ziel der Mitarbeiter des „Centro de Integração Martinho CIM“. Träger ist der als gemeinnützig anerkannte Verein „Instituição Beneficente Martim Lutero“, der der evangelisch-lutherischen Gemeinde von Belo Horizonte angeschlossen ist und der in weiteren Einrichtungen Kinder im Kindergartenalter und Senioren fördert.

Die Einrichtung
Das Zentrum liegt im Armutsviertel „Vila Nossa Senhora da Fátima“. Das Gebäude wurde vom Einwohnerverein zur Verfügung gestellt. Es ist bienenwabenartig verschachtelt und unterscheidet sich kaum von den umliegenden Häusern. Die Einrichtung der Gruppen- und Aufenthaltsräume ist einfach. Ein Holzfußboden und die von den Kindern und Jugendlichen selbst bemalten und gestalteten Wände schaffen eine angenehme und kindgerechte Atmosphäre. Es gibt einen „Spielraum“ und eine Bibliothek.
Jeweils 200 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 14 Jahren kommen täglich ins Zentrum. Während einer Tageshälfte besuchen sie die Schule, so dass am Vor- wie am Nachmittag je 100 Kinder in der Einrichtung sind. Sie nehmen hier ihre Mahlzeiten ein und erledigen unter Anleitung ihre Hausaufgaben. Die Erzieher stehen in Kontakt zu den Lehrern der Kinder.

Besonderes Gewicht legen die Erzieher auf die begleitenden Aktivitäten. Ganz bewusst wird Capoeira – ein Verteidigungs-Tanz, den die Sklaven aus Afrika zu Kolonialzeiten mit nach Brasilien brachten – in der Arbeit eingesetzt. Die Kinder und Jugendlichen, die Schläge, Hunger, Misshandlung und Entbehrung am eigenen Körper erfahren haben, lernen, dass sie sich „in ihrer Haut“ auch wohl fühlen können, dass der eigenen Körper etwas Schönes ist, dass man Kraft einsetzen kann, ohne Schaden zu nehmen und dass man den Körper des anderen respektiert.
Zur Förderung der psychomotorischen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins werden Musik und Rhythmus als therapeutisches Element in der Arbeit verwendet. Die Kinder basteln aus wiederverwertbarem Material, aus Pappröhren oder mit Draht bespannten Holzbrettern einfache Musikinstrumente. Sie entwickeln dabei Fantasie und Kreativität und erfahren, dass sie selbst etwas schaffen können.

In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Hochschule von Belo Horizonte werden die Kinder und Jugendlichen psychologisch betreut und begleitet. In diese Arbeit sind auch die Eltern mit einbezogen. Vor allem die Frauen lernen, in der Gruppe ihre Gefühle zu artikulieren. Die Gruppe bietet ihnen Halt und Orientierung bei Problemen, für die man gemeinsam nach Lösungen sucht.
An Samstagen findet in Zusammenarbeit mit einer brasilianischen Nichtregierungsorganisation Unterricht zum Häuserbauen statt, die in Gemeinschaftsarbeit „mutirão“ errichtet werden sollen.

Die Einrichtung ist in den Gremien und Foren der Kinder- und Jugendpolitik vertreten, steht in Kontakt und Dialog zu den zuständigen Ämtern und zu anderen, im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung arbeitenden Einrichtungen. Sie setzt sich besonders ein, um Fälle von Gewalt gegen Kinder aufzudecken und die entsprechenden Maßnahmen dagegen einzuleiten.

Die Einrichtung erhält Mittel von der Stadtverwaltung von Belo Horizonte, vom Sozialamt, sowie Spenden von Gemeindemitgliedern. Allerdings reichen diese Mittel bei weitem nicht aus, um eine regelmäßige Betreuungsarbeit zu sichern.

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Teatro Trono

„El Mañana es Hoy – Die Zukunft beginnt heute“ ist das Motto, unter dem sich „Teatro Trono“ vor mittlerweile mehr als 20 Jahren zusammengefunden hat: nicht auf zukünftige Veränderungen warten, sondern sie heute tatkräftig in die Hand nehmen. Die damaligen Straßenkinder aus einer Erziehungsanstalt von El Alto begannen unter der Leitung des Sozialarbeiters und Theaterpädagoge Ivan Nogales, Theater zu spielen und ihren – oft unaussprechlichen – Erfahrungen Ausdruck zu verleihen. Die Kinder gingen bald mit einem dermaßen großen Engagement ans Werk, dass sie alles, was sie sahen – sei es in der Nachbarschaft, in den Slums oder in Filmen und im Fernsehen – in ihren Stücken verarbeiteten.

Heute verkörpert Teatro Trono bestes Volkstheater. Mit ihrer ausdrucksstarken Körpersprache kreiert die Gruppe Bilder auf der Bühne, die die Botschaften der Stücke auch ohne viel Sprache zu vermitteln vermögen. Dabei beherrschen die jungen SchauspielerInnen Pantomime genauso wie das „klassische“ Theaterspiel. Clowning, Zirkustechniken und Masken haben in ihren Stücken eine ebenso bedeutende Rolle wie die (meist traditionelle) Musik.

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Maiti Nepal

Mädchenhandel ist eines der erschreckendsten Probleme Nepals. Schätzungen von Hilfsorganisationen zufolge werden jedes Jahr allein 5.000 bis 7.000 Mädchen in indische Bordelle entführt und zur Prostitution gezwungen. Sie werden gefoltert, vergewaltigt und mit Drogen gefügig gemacht. Viele von ihnen sterben, da auch die Zahl der Infektionen an HIV, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten erschreckend hoch ist.
„Maiti Nepal“ wurde 1993 gegründet um den Menschenhandel in Nepal zu bekämpfen. Die Arbeit der Organisation zielt insbesondere darauf, Mädchen- und Kinderhandel durch Prävention vorzubeugen. Es wird aber auch das Mögliche getan, um Mädchen, die bereits dem Menschenhandel zum Opfer gefallen sind, zu befreien und ihnen eine zweite Chance im Leben zu eröffnen.
Die geretteten Mädchen bekommen bei Maiti ein neues Zuhause oder werden, wenn sie es wollen, zu ihren Familien zurückgebracht. Sie können in der Schule von Maiti lesen und schreiben lernen oder eine praktische Berufsausbildung machen. Anschließend verleiht Maiti Nepal kleine Darlehen, mit deren Hilfe die Frauen sich eine eigene Existenz aufbauen können. Für ihre Arbeit bekam Maiti Nepal am 15. April 2002 den „International Children Award“ verliehen.

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Makhampom

Makhampom, auch Indian gooseberry genannt, ist eine Nutz- und Heilpflanze: Das Holz wird als Bauholz verwendet, und den Früchten werden neben ihrer durstlöschenden Eigenschaft verschiedene medizinische Wirkungen zugesprochen. Die kleinen Beeren schmecken zuerst sehr sauer und bitter, so dass man sie am liebsten gleich ausspucken möchte, weil sie den Mund zusammenziehen. Nach einer Weile, besonders wenn man Wasser darauf trinkt, schmecken sie leicht süßlich und kühlen den Mund angenehm.
Die Gruppe Makhampom vergleicht ihre Tätigkeit mit dem Geschmack der Beere: Die Auseinandersetzung in Theaterstücken und Workshops ist manchmal unbequem und vergnüglich zugleich, denn die Gruppe thematisiert soziale Themen wie Drogenkonsum, Prostitution und AIDS, die in Thailand große Probleme darstellen. Die Gruppe fordert sowohl zum Nachdenken über diese Themen auf, als auch zur Auseinandersetzung der Individuen mit ihrem eigenen Leben. Das Theater als Medium für die Thematisierung dieser Probleme stellt aber gleichzeitig einen großen Unteraltungswert dar.
Die mannigfache Heilwirkung der kleinen Beere ist ebenfalls auf die Gruppe übertragbar: Makhampom versteht ihre Theaterprojekte als kleinen Bestandteil der Gesellschaft, die durch ihre Tätigkeit heilsam auf Gesellschaftsprozesse wirken kann. Im Namen dieser Pflanze steckt eine assoziative Kraft, die bereits etwas über Methoden, Ideologie und Ziele der Organisation verrät.

Die Organisation Makhampom ist 1980 aus einer interreligiösen Organisation hervorgegangen. Sie bezeichnet sich als NGO (non governmental organization), was bereits eine bestimmte Richtung ihrer Arbeit angibt. NGOs wollen Einfluss nehmen auf den sozialen Wandel der Gesellschaft. Thailand mit seinen gesellschaftlichen Problemen bietet diverse Arbeitsfelder für NGOs: Durch Entwaldung, Wasserverknappung und Luftverschmutzung sind Thailands natürliche Ressourcen bedroht. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gestiegen. Während im zentralisierten Bangkok Millionäre im Geld „schwimmen“, lebt ein großer Teil der thailändischen Bevölkerung nach wie vor von Landwirtschaft, und ein erheblicher Anteil ist arm. Weitverbreitete Prostitution stellt durch Übertragungsgefahr des HI-Virus seit den 80er Jahren eine lebensbedrohliche Gefahr dar.

Ursprünglich war Makhampom eine Theatergruppe von jungen Leuten, die in ihren Stücken die Verletzung von Menschenrechten und soziale Themen thematisierte. Wenige Zeit nach ihrer Gründung entdeckte sie jedoch die pädagogische Theaterarbeit für sich und begann, Theaterworkshops für benachteiligte Kinder und Jugendliche anzubieten. In den Theaterworkshops sollten die Kinder und Jugendlichen ihre Gedanken, Ideen und Probleme herausarbeiten. Es ging Makhampom hauptsächlich darum, den Jugendlichen in ihrer Unsicherheit und Orientierungslosigkeit durch das Theater einen Weg zu weisen und Selbstbewusstsein zu stärken. Gleichzeitig sollten diese mit ihrem Theater die Themen ansprechen, die für die thailändische Bevölkerung wichtig sind und oft totgeschwiegen werden. Unter professioneller Anleitung entwickelten die Jugendlichen neue Theaterformen, die sowohl traditionelle Elemente des thailändischen Theaters als auch moderne Elemente enthielten und diese mit sozialkritischen Themen verbanden.

Makhampom leitet inzwischen an vier verschiedenen Orten in Thailand Jugendtheatergruppen, die unter der Regie eines hauptamtlichen Mitarbeiters Makhampoms regelmäßig Theater spielen. Die Gruppen unterscheiden sich ethnisch voneinander und haben regional unterschiedliche Probleme. Während in Maehongson eine heterogene Gruppe aus Karen und Lahu Daeng entstanden ist, die sich gegenüber der thailändischen Jugend minderwertig fühlen, sind in Phisanukok und Chiang Rai Drogenmissbrauch und AIDS das Thema.. Es wird dabei sowohl Aufklärungsarbeit in diesen Themen betrieben, als auch Workshops mit Jugendlichen gemacht, die von diesen Problemen direkt betroffen sind.
In den Workshops sollen die Jugendlichen Basisgrundlagen des Theaterspiels erlernen. Es soll aber auch ein kritisches Bewusstsein für ihre Probleme geweckt werden und die Jugendlichen sollen versuchen, gemeinsam Lösungsansätze für diese Probleme zu erarbeiten.

Makhampom nutzt das Theater auf verschiedene Weise. In Form von Tourneetheater zeigt die Gruppe landesweit eigene Produktionen. Vor und nach der Performance gibt es gemeinsame Spiele und Diskussionen mit dem Publikum, die einen direkten Kontakt zu den Zuschauern herstellen.
Mit kleineren Theaterproduktionen ist Makhampom bei sozialen Veranstaltungen, Demonstrationen oder in sozialen Institutionen engagiert. Auch hier präsentieren sie sich meist mit sozialkritischer Volkskunst.
In themenspezifischen Theaterworkshops für Jugendliche, Nationalparkarbeiter oder andere NGOs können die Teilnehmer mit Hilfe von Theater die Probleme und Schwierigkeiten ihrer eigenen Kommune erkennen. Durch theatrale Basistechniken, Erkundung der eigenen Kommune und Analyse der sozialen Bedingungen entstehen lebensnahe Theaterimprovisationen, die das jeweilige Geschehen reflektieren und von der Kommune als Publikum angeschaut und reflektiert werden.

Durch die Anleitung von Theaterworkshops sind in einigen Provinzen Thailands eigenständige Jugendtheatergruppen entstanden, die von Makhampom betreut werden.

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Child Folk Singers of Rajasthan

Langa und Manganiar sind zwei muslimische Volksgruppen, die im Westen Rajasthans, der zur Thar-Wüste gehört, leben. Als Musiker spielen sie die traditionelle, semi-klassische Musik Westrajasthan. Sie stellen ihren Gemeinden musikalische Dienste zur Verfügung und werden dafür bezahlt. Die Musiker spielen bei wichtigen traditionellen Feiern in den Gemeinden, wie Geburten, Hochzeiten, Ritualen und anderen gesellschaftlichen Feiern. Die Gemeinden bezahlen sie bar, geben ihnen Geschenke ( z.B. Schmuck ) oder teilen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit ihnen. Die Gemeinden sind verpflichtet sie zu bezahlen. Diese gesellschaftlich festgelegten Regeln haben es ermöglicht, dass diese Tradition seit mindestens 5 Jahrhunderten überlebt hat und weitergeführt werden konnte.
Obwohl beide Gruppen aus der gleichen Region kommen, spielten die Langas ausschließlich für die Muslime, die zu den niederen Kasten in der Region gehörten (Jagirdars). Die Manganiar spielten für hinduistischen Jagirdars und auch für die Könige West-Rajasthans. Dieser Unterscheid ist bis heute nicht verwischt worden, das Repertoire dagegen ist inzwischen austauschbar.
Die Langas benutzen Sindhi Sarangi als musikalische Begleitung, ein Saiteninstrument, das in ähnlicher Form in der nordindischen klassischen Musik gespielt wird. Die Manganiars spielen die Kamaicha, ebenfalls ein Saiteninstrument, das aber ausschließlich von ihnen gespielt wird. In beiden Gemeinschaften spielen zudem eine Vielzahl von Perkussionsinstrumenten, Windinstrumenten und die Jüdische Harfe. Ausserdem nutzen sie die Khadtal, eine Art Kastagnetten.
In einem sehr jungen Alter werden die Kinder in die Musik eingeführt, mit der sie später ihren Lebensunterhalt verdienen sollen. Die Tradition wird von einer Generation zur anderen weitergegeben. Es ist deutlich zu sehen, dass die Kinder die Musik lernen und sie nicht gelehrt bekommen. Diesen Prozess kann man mit dem Erlernen der Muttersprache vergleichen, wo die Sprache erlernt wird, aber nie bewusst gelehrt wurde.
Als Indien unabhängig wurde, schaffte man das Jagirdari-System ab und die Königreiche wurden in die Indische Union integriert. Das oben beschrieben Patrionatssystem funtionierte nicht mehr. Vor ungefähr 45 Jahren gründeten Komal Kothari, ein Musikkenner, und Vijaydan Detha, ein bekannter Autor, die Organisation ‚Rupayan Sansthan‚ in Borunda im Bezirk Jodhpur in Rajasthan. Eine der Hauptaufgaben der Einrichtung war die Erhaltung dieser außergewöhnlichen Musik und die wirtschaftliche Absicherung der Musiker. Im Laufe der Zeit wurden dann sehr unterschiedliche Arten der Folklore Rajasthans mit in die Arbeit einbezogen. Zuletzt organisierte ‚Rupayan Sansthan‘ zusammen mit ‚Jawahar Kala Kendra‘ in Jaipur einen außergewöhnlichen musikalischen Event mit einem sehr großen Orchester mit einer Vielzahl von Folkloreinstrumenten Rajasthans. Im Mittelpunkt aber standen die Sindhi Sarangi und die Kamaicha. In der Online-Ausgabe von ‚The Tribune‘ ist ein kurzes Video über diesen Event zu sehen, das auch hier zum herunterladen bereit steht. Später konzentrierte sich Komal Kaka, wie er liebevoll genannt wurde, auf die jüngere Generation. Die Jugendlichen wurden mehr und mehr beeinflußt von den negativen Seiten der Modernisierung und suchten nach einfachen Jobs, um auf diese Weise ihren wirtschaftlichen Status zu sichern. Dabei ließen sie ihr reiches klulturelles Erbe einfach hinter sich. Er begann die traditionelle Musik mit einer Musikschule wieder zu beleben. Die Schüler dieser Schule haben sein Vertrauen in sie und ihre Tradition nicht enttäuscht. Ihr Gesang und ihre Konzerte sind von höchster künstlerischer Qualität und haben ihnen die Konzertsäle in aller Welt geöffnet.Zu Beginn der achtizger Jahren schlossen sich ‚Rupayan Sansthan‘ und das ‚Barefoot College‘ zusammen und organisierten 1984 ein Folk-Festival für alle Folkmusiker Rajasthans, das ‚Lok Utsav‘. Seit dieser Zeit kümmern sich beide Organisationen um die professionelle und finanzielle Entwicklung ihrer Einrichtungen gemeinsam. Die Zusammenarbeit mit Musikworkshops und Schulung wurde in den letzten Jahren im stärker gefördert.

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Tocando Pela Vida

Die Metropole Belo Horizonte ist mit ca. 3,5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Brasiliens. Vor etwa 100 Jahren nach dem Vorbild Washingtons geplant und gegründet, ist Belo Horizonte Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, der bereits zu Kolonialzeiten durch seinen Reichtum an Gold, Diamanten und Edelsteinen von großer Bedeutung war.
Die Einwohner setzen sich zusammen aus den Nachkommen der portugiesischen Kolonialherren, der afrikanischen Sklaven, der indigenen Bevölkerung und der Einwanderer aus Europa, die sich über die Jahrhunderte stark vermischten.
Die Landessprache ist Portugiesisch.

Villen, hochmoderne Bürokomplexe und Wohntürme mit Luxusappartements prägen das Bild im Zentrum der Stadt. An den großen Straßen liegen Banken, teure Geschäfte, Restaurants, Theater und Nachtclubs. Schulen, Fachhochschulen und Universitäten, Privatpraxen und Kliniken stehen vor allem der wohlhabenden Bevölkerung zur Verfügung.
Belo Horizonte ist das Zentrum der brasilianischen Stahlindustrie, die vor allem in den sechziger Jahren starken Aufschwung nahm, wozu große Eisenerzvorkommen in naher Umgebung beitrugen.

 

Als Industriestandort und Dienstleistungszentrum ist Belo Horizonte Anziehungspunkt für unzählige Arbeitsuchende aus dem Inneren von Minas Gerais sowie aus den Nordoststaaten Brasiliens. Die meisten dieser Zuwanderer sind ehemalige Landarbeiter oder Kleinbauern, die aufgrund einer zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft arbeitslos geworden, durch Dürre oder durch ungerechte Besitzverhältnisse von ihrem Land vertrieben worden sind.
Ihre Hoffnung, in der Großstadt eine feste Arbeit und ein gutes Einkommen zu finden, hat sich meist nicht erfüllt. Sie leben in den Elendsvierteln am Rande der Stadt, den Favelas. Hier reihen sich die unverputzten kleinen Steinhäuser an armselige Hütten aus Brettern, Blech und Plastikresten. Es gibt oft Schwierigkeiten mit der Trinkwasserversorgung, der Abwasser- und der Müllentsorgung. Ungeziefer und Parasiten sind Ursache vieler Krankheiten. Zunehmende Gewalt, Hunger und Unterernährung bedrohen vor allem das Leben der Kinder.

 

Der Arbeitsmarkt

 

Arbeit zu finden ist schwer. Ohne Schul- und Berufsausbildung können die Männer nur als Hilfsarbeiter im Bauhandwerk oder in den Fabriken, als Gelegenheitsarbeiter, Straßenverkäufer, Tagelöhner oder Lumpensammler Arbeit finden, für nur geringen Lohn und ohne soziale Sicherheit. Viele Menschen sind arbeitslos und haben keinerlei Einkommen.
Frauen und junge Mädchen versuchen als Hausangestellte, Putzfrauen, Restauranthilfen u.ä., Geld zu verdienen. Oft sehen sie in ihrem Kampf ums Überleben nur in der Prostitution einen Ausweg. Auch Kinder und Jugendliche müssen arbeiten, um zum Familieneinkommen beizutragen. Sie haben keine Zeit für eine fröhliche, unbeschwerte Kindheit, für eine Schul- und Berufsausbildung. Vielen bleibt nur ein Leben auf der Straße, bei dem sie mit Kriminalität, Drogen und Prostitution in Berührung kommen.

 

Östlich des Zentrum von Belo Horizonte im Stadtviertel Aglomorado da Serra liegt an den Berghängen ein Konglomerat von Elendsvierteln, wo ca. 45.000 Menschen unter besonders prekären Bedingungen leben. Sie haben nicht ausreichend zu essen, keine ärztliche Versorgung, und Perspektiven zur Besserung ihrer Lebenssituation sind nicht vorhanden.
Für die Kinder und Jugendlichen gibt es kaum Fördermöglichkeiten. Viele haben Erfahrungen mit körperlicher und seelischer Gewalt gemacht, haben Schläge, Hunger und Einsamkeit ertragen müssen.

 

Der Träger

 

Sie zu fördern und zu unterstützen und ihnen ihre Rechte und Pflichten als Bürger nahe zu bringen, ist das Ziel der Mitarbeiter des „Centro de Integração Martinho CIM“. Träger ist der als gemeinnützig anerkannte Verein „Instituição Beneficente Martim Lutero,, der der evangelisch-lutherischen Gemeinde von Belo Horizonte angeschlossen ist und der in weiteren Einrichtungen Kinder im Kindergartenalter und Senioren fördert.

 

Die Einrichtung

 

Das Zentrum liegt im Armutsviertels „Vila Nossa Senhora da Fátima“. Das Gebäude wurde vom Einwohnerverein zur Verfügung gestellt. Es ist bienenwabenartig verschachtelt und unterscheidet sich kaum von den umliegenden Häusern. Die Einrichtung der Gruppen- und Aufenthaltsräume ist einfach. Ein Holzfußboden und die von den Kindern und Jugendlichen selbst bemalten und gestalteten Wände schaffen eine angenehme und kindgerechte Atmosphäre. Es gibt einen „Spielraum“ und eine Bibliothek.
Jeweils 200 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 14 Jahren kommen täglich ins Zentrum. Während einer Tageshälfte besuchen sie die Schule, so dass am Vor- wie am Nachmittag je 100 Kinder in der Einrichtung sind. Sie nehmen hier ihre Mahlzeiten ein und erledigen unter Anleitung ihre Hausaufgaben. Die Erzieher stehen in Kontakt zu den Lehrern der Kinder.

 

Besonderes Gewicht legen die Erzieher auf die begleitenden Aktivitäten. Ganz bewusst wird Capoeira – ein Verteidigungs-Tanz, den die Sklaven aus Afrika zu Kolonialzeiten mit nach Brasilien brachten – in der Arbeit eingesetzt. Die Kinder und Jugendlichen, die Schläge, Hunger, Misshandlung und Entbehrung am eigenen Körper erfahren haben, lernen, dass sie sich „in ihrer Haut“ auch wohl fühlen können, dass der eigenen Körper etwas Schönes ist, dass man Kraft einsetzen kann, ohne Schaden zu nehmen und dass man den Körper des anderen respektiert.
Zur Förderung der psychomotorischen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins werden Musik und Rhythmus als therapeutisches Element in der Arbeit verwendet. Die Kinder basteln aus wiederverwertbarem Material, aus Pappröhren oder mit Draht bespannten Holzbrettern einfache Musikinstrumente. Sie entwickeln dabei Fantasie und Kreativität und erfahren, dass sie selbst etwas schaffen können.
Aus dieser  musischen Arbeit wurde das Ensemble TOCANDO PELA VIDA zusammengestellt: ein Programm mit Flötenmusik und der Perkussion.

 

In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Hochschule von Belo Horizonte werden die Kinder und Jugendlichen psychologisch betreut und begleitet. In diese Arbeit sind auch die Eltern mit einbezogen. Vor allem die Frauen lernen, in der Gruppe ihre Gefühle zu artikulieren. Die Gruppe bietet ihnen Halt und Orientierung bei Problemen, für die man gemeinsam nach Lösungen sucht.

 

An Samstagen findet in Zusammenarbeit mit einer brasilianischen Nichtregierungsorganisation Unterricht zum Häuserbauen statt, die in Gemeinschaftsarbeit „mutirão“ errichtet werden sollen.

 

Die Einrichtung ist in den Gremien und Foren der Kinder- und Jugendpolitik vertreten, steht in Kontakt und Dialog zu den zuständigen Ämtern und zu anderen, im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung arbeitenden Einrichtungen. Sie setzt sich besonders ein, um Fälle von Gewalt gegen Kinder aufzudecken und die entsprechenden Maßnahmen dagegen einzuleiten.

 

Die Einrichtung erhält Mittel von der Stadtverwaltung von Belo Horizonte, vom Sozialamt, sowie Spenden von Gemeindemitgliedern. Allerdings reichen diese Mittel bei weitem nicht aus, um eine regelmäßige Betreuungsarbeit zu sichern.

 

Projektbeschreiung der Kindernothilfe

 

Die Arbeit mit Musik

 

Mit der musikalischen Arbeit verfolgt das CIM verschiedene Ziele

 

  • Die Kinder und Jugendlichen von 7 bis 18 Jahren anzuleiten, und sie in die Gesamtwelt der Geschichte, der Theorie und der Praxis der Instrumentalmusik einzuführen
  • In Gruppen das Anhören und Praktizieren der Musik anzuregen
  • Durch die Musik die Entfaltung der Sensibilität zu fördern
  •  Die Selbstachtung durch Fortschritte beim Lernen zu steigern
  • Augenblicke der Muße und des Vergnügens zu schaffen durch die regelmäßigen Kontakte mit und die Ausübung der Musik
  • Die Aggressivität in das Spiel der Instrumentalmusik umzuleiten
  •  Die Verbindlichkeit durch die Probestunden, die Sorge für die Instrumente und die Partituren zu       bestärken
  • Die schon fortgeschrittenen  Kinder und Jugendlichen zur Ausbildung an anderen Instrumenten weiterzubringen.

 

In der Arbeit der Musikeinführung von Kindern und Jugendlichen von 7-18 Jahren hat die Musikwerkstatt als Instrumente die Blockflöte benutzt, und zwar aus folgenden grundlegenden Überlegunge: Die Blockflöte erleichtert ein schnelles Einlernen der Mindestmusikkenntnisse ohne große anfängliche technische Kenntnisse, womit sie ein schnelles Musikergebnis ermöglicht und dem Kind einen guten Anreiz gibt. Zudem ist die Flöte ist ein sehr praktisches Instrument zum Transport und verursacht wenig Wartungskosten.

 

Die Musikwerkstatt arbeitet augenblicklich in zwei Einheiten der Betreuung von Kindern und Jugendlichen der IBML: wöchentlich an zwei Nachmittagen in der ‚Oficina de Esperança‘ mit zwei Gruppen (Gesamtzahl 15) und täglich im ‚Centro de Integração Martinho‘ mit 6 Gruppen von je 8 Schülern (im Ganzen 56).

 

Jede Abteilung hat zuerst ein theoretisch-wahrnehmendes Programm (Übungen mit Notenkunde, melodisch-harmonischen Diktaten anhand der Gitarre usw.) von je 40 Minuten an einem der beiden Tage. Am zweiten Tage widmen sie sich 40 Minuten lang der Orchesterpraxis. Für die fortgeschrittenen Schüler wird dann die Orchesterpraxis, das Einüben und das Vorspielen in den Vordergrund gestellt.

 

Das ‚Centro de Integração Martinho‘ und die ‚Oficina de Esperança‘  in denen das Projekt „Tocando Pela Vida“ stattfindet, betreuen 325 Kindern und Jugendlichen. In dem Projekt sind augenblicklich 71 von ihnen, d.h. 22% der Gesamtzahl einbezogen. Für die Jahre 2002 und 2003 sind folgende Ziele vorgesehen:

 

  • Weiterführung der Musikwerkstätten zur Musikeinführung durch Flöten im CIM und der Oficina de Esperança mit Ausweitung um weitere 40 Kinder oder Jugendliche in neuen Klassen.
  • Den Flötenchor zu erweitern (augenblicklich 15 Mitwirkende) bis ein Flötenorchester mit den 24 besten Kindern und Jugendlichen gebildet werden kann.
  • Konzerte des Orchesters zu ermöglichen, sowohl bei Veranstaltungen im Rahmen der CECLBH wie auch außerhalb. Dadurch sollen die Kinder noch mehr motiviert werden. Das Selbstbewußtsein der beteiligten Kinder und Jugendlichen soll dadurch gesteigert werden. Zudem sollen so Mittel und Partner gewonnen werden, um das Projekt tragfähiger zu gestalten und eine größere Anzahl von Gemeindegliedern der CECLBH mit den Diensten der IBML vertraut zu machen.
  • Die am weitesten fortgeschrittenen Schüler mit dem Erlernen anderer Blasinstumente wie Klarinette, Querflöte und Saxophon beginnen zu lassen.

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Taller de Vida

Vor dem Bürgerkrieg, der seit Jahrzehnten Kolumbien erschüttert, sind über 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Viele haben den Mord an nahestehenden Menschen mit ansehen müssen oder als Kindersoldaten auf einer der beiden Seiten mitgekämpft. In den Slums von Bogotá, wo viele von ihnen untergekommen sind, bietet „Taller de Vida“, die Werkstatt für das Leben, den Flüchtlingen Hilfe bei der Integration in der Fremde an. In Kooperation mit dem kolumbianischen Theaterverband stehen auch Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche auf dem Programm. Durch die Aufarbeitung des Erfahrenen sollen sie neue Kraft für die Bewältigung des oftmals schwierigen Alltags schöpfen.
„Das Teatro Taller de Vida wird von uns, einer Gruppe von Jungen und Mädchen, gebildet, die vertrieben wurden und die seit 1996 unter bewaffneten Konflikten leben. Mit unserer Gemeinschaft wollen wir die Teilnahme an und Verbindungen zu bewaffneten Gruppen verhindern.
Die Möglichkeit, über szenische Künste miteinander zu kommunizieren, ist die Eröffnung einer neuen Ausdrucksebene, in der junge Männer und Frauen als „Friedenskonstrukteure“ agieren können und die sie dazu befähigt, zum Wandel der aktuellen Lage unseres Landes beizutragen.
Über das Medium des Theaters und der Sozialforschung können wir unsere Gefühle als Jugendliche deutlich machen, die Liebe zum Leben mitteilen. Diese gibt uns die Fähigkeit, Kompromisse mit unserer eigenen Lebensgeschichte einzugehen, eine Geschichte vieler Jugendlicher in unserem Land, die ähnliche Erfahrungen machen; außer dem Kompromiss immer wieder an ein neues Kolumbien zu denken, in dem Friede, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit herrschen.
Unterstützt uns, damit diese Botschaft von Leben und Hoffnung zu hören ist und unsere Stimme sich nicht in der Stille verliert.
Denn wir müssen im Dialog mit der ganzen Welt an unser Land denken, es spüren und sehen, um andere Rechte als Gewalt, Tod, Straflosigkeit zu schaffen und nur so wird der Name Kolumbiens und der Kolumbianer mit dem Wort „Leben“ in Verbindung gebracht werden, denn wir weigern uns zu wachsen und uns in Erwachsene zu verwandeln, die für den Krieg sind.“

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Ojo Morado

Am 1. Februar 1989 wurde der Hogar Albergue para Menores Abandonados (1997 auf Verein „Tres Soles“ umgetauft) als politisch und religiös unabhängige Institution gegründet, mit der Zielsetzung alternative Bildungsarbeit, vor allem Theater und Musik, mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu leisten. Erst schufen wir vor allem kleine, wirklichkeitsbezogene Stücke, die wir in unserm Kreis aufführten, später in Schulen, Kinderheimen, Pfarrgemeinden und kleinen Kulturgruppen.

Das „Andentheater“ in Sucre gab uns die Möglichkeit zu längeren Ausbildungskursen. Als wir einen Namen für die Gruppe suchten, gerieten zwei Mitglieder in heftigen Streit und zwei blau geschlagene Augen waren das Resultat. Seither heisst die Gruppe „Ojo Morado“, („Blaues Auge“ oder „Veilchen“). Trotz schwerer finanzieller Probleme machten wir Fortschritte. 1994 wurde „Ojo Morado“ zum ersten Mal zum Nationalen Theaterfestival eingeladen, und 1995 kam es mit unserer Umarbeitung des „Kleinen Prinzen“ (Antoine de Saint Exupéry) zum Durchbruch in der bolivianischen Theaterszene.
In den zwei folgenden Jahren spielten wir im Stadttheater von La Paz, wurden zum Internationale Kulturfestival in Sucre und schliesslich im Januar 1997 zum Lateinamerikanische Volkstheatertreffen (Encuentro Latinoamericano de Teatro Popular) in Santiago de Chile eingeladen.
1997 haben wir das Gedicht „Der Kinderkreuzzug“ von Bertolt Brecht zu einem Theaterstück umgearbeitet. Im Januar 1998 nahmen wir erneut am Lateinamerikanischen Volkstheatertreffen in Chile und ausserdem an zwei internationale Treffen in Argentinien (Muestra Latinoamericana de Teatro in Santa Fé und Encuentro de Teatro Popular de la Triple Frontera in Monte Caseros) teil, im April 1999 am Internationalen Theaterfestival in Santa Cruz de la Sierra.

Ab August desselben Jahres organisierten das alternative Reisebüro „Aventoura“ und unser Trägerverein in der Schweiz eine knapp dreimonatige Tournee durch Deutschland und die Schweiz. In 75 Tagen führten wir den „Kinderkreuzzug“ 61 Mal vor insgesamt mehr als 6000 Zuschauern auf, das heisst im Durchschnitt etwa 100 pro Aufführung . Das verdiente Geld wurde für die Fertigstellung des Hauses unserer Wohngemeinschaft in Quillacollo – Cochabamba (Bolivien) verwendet. In der Wohngemeinschaft leben im Moment 30 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Das Theater als erzieherische Alternative

Nach der Tournee von 1999 sind wir stärker denn je überzeugt dass das Theater zur Überbrückung von sozialen Gegensätzen und zur Bildung eines starken Gruppenbewusstseins eine sehr wichtige Rolle spielt. Es muss klar festgestellt werden, dass das Leben, das die Kinder und Jugendlichen bisher geführt haben, vielfach auf der Strasse – keineswegs nur schlechte Seiten hat, sondern dass wir versuchen auf den vorhandenen, guten Seiten – die starke innere Kraft , die körperliche und seelische Zähigkeit, die Bescheidenheit, die Treue und Solidarität – ein Lebensweg aufzubauen, der den Kindern und Jugendlichen hilft, ohne tief eingreifende Behandlungen über gewisse Verhaltensweisen hinwegzukommen. Darum sprechen wir in diesem Zusammenhang auch nicht von „Wiederherstellung“ oder „sozialer Rückführung“, sondern von „Bildung“. Ausserdem müssen neue Berufswege gestaltet werden, die es in Bolivien so gut wie nicht gibt.

Die Idee, Theater als erzieherische Tätigkeit zu benutzen ist nicht neu, hingegen das Theater als „Hauptachse“ eines Bildungsprogrammes für sozialbenachteiligte Kinder und Jugendliche schon. Diese Form von Theater besteht nicht nur aus einer erzieherischen Mitteilung, die an das Publikum weiter gegeben wird, sondern muss wie jede andere erzieherische Tätigkeit einen genauen Plan, Zielsetzungen und Inhalte einschliessen . Auch die demokratische Beteiligung aller Gruppenmitglieder ist sehr wichtig, denn wenn die Jungen und Mädchen selbst über die Einsetzung der finanziellen Mittel oder die Massnahmen gegenüber Kameraden, die gegen die Regeln der Gemeinschaft verstossen haben, entscheiden dürfen, können sie das Selbstbewusstsein, das für sie von so grosser Bedeutung ist, entwickeln.

Die Zielsetzung besteht in unserem Fall hauptsächlich in der Bildung des kritischen und unabhängigen Denkvermögens und in der Förderung des Selbstbewusstseins. Wichtig ist Kenntnis der erzieherischen Inhalte, denn genau diese Inhalte sind es, die das Theater als erzieherisches Tätigkeit so wertvoll machen. Zu den wichtigsten zählen Pünktlichkeit, Vorstellungsvermögen, Arbeitsdisziplin, Selbstbewusstsein, Gruppenbewusstsein, Solidarität, Rechtschreibung, Rechnen usw. Um eine grösstmögliche Zahl an Inhalten zu erreichen, müssen wir alle Tätigkeiten einschliessen, die diese Kunstform ermöglicht: gemeinsame Lesung und Erarbeitung von Texten, Kauf von Material, Herstellung von Trachten, Masken und Kulissen, körperliche Vorbereitung, Einrichtung von Licht und Ton, Proben, Aufführungen und Gesprächsrunden mit den Zuschauern.

Die Überwindung der Berührungsängste

Weil wir glauben, dass gewisse, gegenseitige Berührungsängste auch nach der gemachten Erfahrung nicht überwunden sind, haben wir das Thema noch einmal in die Zielsetzungen aufgenommen. Wir unterstreichen das Wort „gegenseitig“, da die Menschen beider Regionen Schwierigkeiten haben, sich vorbehaltslos zu begegnen. Die Menschen der Industrieländer sprechen fast ausnahmslos von „Armen und Bedürftigen“ und die Menschen der Entwicklungsländer glauben, dass die Menschen in der „Ersten Welt“ alle Millionäre seien. Die ersten haben Angst, dem Andersartigen ins wirkliche Auge zu blicken, da sie daran gewöhnt sind, diese nur in Hungersnot- oder Kriegsberichten oder im besten Fall aus dem Hotelfenster – zu sehen. Ausserdem glauben sie, dass die „Armen“ unweigerlich in Ohnmacht fallen, wenn ihnen der unglaubliche Reichtum der Europäer und Nordamerikaner vor die Augen gerät. Warum fallen die „Reichen“ nicht in ebenbürtige Ohnmacht, wenn ihnen die unglaubliche Armut der Entwicklungsländer vor die Augen kommt? Oder anders gefragt, warum glauben sie, dass sie den Kulturschock besser vertragen können als die andern? Weil sie besser gebildet sind? Oder weil sie nicht anerkennen können, dass es auch in der Dritten Welt Menschen gibt, die bestens über die Verhältnisse informiert sind? Oder weil sie nicht glauben können, dass es auch in der Dritten Welt Menschen gibt, die sich in der Art, in der sie leben und in der sie sich um ein besseres Leben für ihre Völker bemühen, wohl fühlen?

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