Arena y Esteras

Übersetzt heißt „Arena y Esteras“ „Sand und Strohmatten“ – eine passende Bezeichnung, da das Projekt in „Villa El Salvador“, einem sehr armen District von Lima am Rande der Wüste arbeitet. 1971 siedeln sich die ersten 8.000 Familien am Rande von Lima in einer extrem unwirtlichen Gegend an. Sie waren alle Vertriebene aus dem Landesinnern. Villa El Salvador (VES) hat heute weit über 400.000 Einwohnern und liegt in einem Wüstengebiet, wo die einfachen Hütten aus Strohmatten hergestellt werden. Nicht alle haben Strom und Wasser oder sind an das Abwassersystem angeschlossen. 75% der Bevölkerung sind jünger 25 Jahre alt. Die Gewaltrate ist eine der höchsten in der Region.

Als am 15. Februar 1992 die populäre Bürgermeisterin von Villa El Salvador, María Elena Moyano, vom „Leuchtenden Pfad“ ermordet wurde, breitete sich in der Bevölkerung Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit aus. Eine Gruppe von Jugendlichen fand sich zusammen mit der festen Absicht, mit Hilfe der Kunst die Angst zu überwinden und dafür zu sorgen, dass die Menschen des Stadtteils das Lachen zurück gewinnen konnten – um wieder an das Leben glauben zu können. „Für das Recht auf das Lächeln“ ist seitdem das Motto der Organisation.

“Arena y Esteras” ist ein Zusammenschluss von KünsterlerInnen, PädagogInnen und LehrerInnen, die in der Stadt aktiv sind. Sie engagieren sich für die menschliche Entwicklung und gesellschaftliche Veränderung im permanenten Bemühen um Menschenrechte, kulturelle Identität, Gleichberechtigung der Geschlechter und Respekt vor der Schöpfung. Sie greifen dabei auf die kreative Kraft der Menschen zurück als eine künstlerische Strategie, das Leben zu gestalten, widerständig zu bleiben und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Dafür nutzen sie Theater, Zirkus, Musik, Tanz und Bildende Kunst.

Community Theater

Mit der Theaterarbeit will Arena y Esteras eine Gemeinschaft formen, in der jeder in sozialer Verantwortung und Würde leben kann. In der Theaterarbeit, die in Schulen, auf der Straße, im Park – überall also, wo gelebt wird – stattfindet, greifen sie die Themen auf, die Menschen ansprechen und suchen gemeinsam nach künstlerischen Antworten. Die Darsteller sind SchülerInnen, junge ArbeiterInnen, Mütter oder einfach Nachbarn.

Sozialer Zirkus

Mit der Zirkusarbeit will Arena y Esteras mit zirzensischen Mitteln soziale Themen aufgreifen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind Zielgruppen dieser Arbeit, in der es auch darum geht, gerade bei den Ärmsten Werte wie Solidarität, gemeinsame Verantwortung und Respekt zu stärken.

Erziehungs-Kunst

Mit der „Mobilen Schule“ wurde in VES eine Art „Community-Bildung“ in Gang gesetzt. Diese Form der Bildung findet überall in VES statt – nur nicht in der Schule. Lehrer und Lehrerinnen kombinieren für diese Form des Lernens künstlerische Aktivitäten mit pädagogischen Inhalten.
Darüber hinaus hat Arena y Esteras eine Schule für soziokulturelle Arbeit und Trainer ins Leben gerufen. Hier werden vor allem junge Leute aus VES als „Peer-Leader“ ausgebildet.

Interkulturelle Freiwilligenarbeit

Arena y Esteras nimmt die Verantwortung für die gesamte Gesellschaft sehr ernst. Jede/r Einzelne sollte eine aktive Rolle in der Gesellschaft übernehmen. Auf dieser Grundlage hat die Organisation einen interkulturellen Freiwilligendienst ins Leben gerufen, der Brücken bauen soll zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung, zwischen dem Norden und dem Süden des Landes und zwischen Jung und Alt. Junge Kulturschaffende reisen von VES in die Anden um dort Theater zu spielen, Workshops zu geben und Solidarität zu zeigen. Gleichzeitig empfängt Arena y Esteras Kulturgruppen aus dem Landesinnern, um ihre Arbeit zu präsentieren und in einen künstlerischen Dialog zu gelangen.

Internationaler Austausch

Darüber hinaus ist Arena y Esteras um internationalen Austausch bemüht und Mitglied im „Red Latinoamericano Arte y Transformación Social“. Tourneen und Austauschprojekte brachten das Projekt bislang in verschiedene Länder Lateinamerikas und Europas (zuletzt gab es einen Austausch mit Jugendlichen aus Polen und Deutschland – 2009 in Berlin und im Oktober 2010 in VES.
Dabei sieht sich Arena y Esteras nicht nur als künstlerisches Projekt, sondern als Repräsentanten des gemeinschaftlich en Lebens in VES und als Botschafter der Kultur der Stadt, der Region und des ganzen Landes.

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