Troupe Hakili So

Bobo-Dioulasso im Südwesten von Burkina Faso ist ein Ziel für Touristen. Die BesucherInnen erfreuen sich an den bunten Märkten, an Kunsthandwerk und traditionellen Musikgruppen. In der zweitgrößten Stadt des Landes – mit etwa 600.000 EinwohnerInnen – gibt es aber auch die typischen Probleme. Die Textilindustrie hat ihre Blüte hinter sich, und auch sonst sind Arbeitsplätze insbesondere für Jugendliche rar gesät.

Der Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Abou Batoe begründete 2002 die Jugend-Theatergruppe Hakili So („Haus der Ideen“). In Bobo-Dioulasso sah er Heranwachsende, die auf den Straßen versuchten, Geld für den Unterhalt der Familien zu verdienen. Er sah, dass viele Jugendliche nicht zur Schule gehen konnten und damit noch weniger Zukunftschancen hatten. Und er hatte eine Idee, wie er wenigstens ein paar Jugendliche unterstützen konnte, mit mehr Spaß und sinnvollerer Arbeit Geld zu verdienen und ihren Schulbesuch zu finanzieren.

Die Theatergruppe Hakili So spielt nicht einfach irgend etwas, sondern die Jugendlichen erarbeiten sich selbst Szenen und Stücke zu Themen, die ihnen auf den Nägeln brennen. Zum Beispiel zu Aids-Waisen, die von der Verwandtschaft abgeschoben werden. Oder über Mädchen, die nicht die Schule besuchen dürfen. Aktuelles Projekt ist ein dreißigminütiges Stück über erste Liebe und Aids, in dem die Jugendlichen sich mit ihrem Erwachsenwerden, mit Verantwortung und Respekt und mit der Benutzung von Kondomen zur Verhütung auseinandersetzen.

In den meisten Familien versuchen die Eltern, frühe Schwangerschaften und die Übertragung von Krankheiten zu verhindern, indem sie ihren Kindern den Umgang mit dem anderen Geschlecht verbieten. Natürlich keine sehr effektive Methode, denn die Neugier wird dadurch erst recht geweckt und hat, gepaart mit Unwissen, genau die Folgen, die vermieden werden sollen.

In einer Stadt, in der Theater und Kunst eine lange Tradition haben, sind selbstgemachte Theaterstücke genau die richtige Methode, die fehlende Aufklärung zu liefern und dafür zu sorgen, dass Jugendliche miteinander ins Gespräch kommen. Am Ende einer Vorführung ist das Publikum nämlich aufgerufen, Szenen zu kommentieren und andere Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren. Mit Tanz, traditioneller Musik und Rap wird den Zuschauern zusätzlich eingeheizt, sodass am Ende der Vorführung die Stimmung gelöst ist und viele mitmachen. Und nicht nur Jugendliche, denn die Stücke werden nicht nur in Schulen aufgeführt, sondern auch in den städtischen Wohnvierteln und nahe gelegenen Dörfern. Für die ländlichen Gebiete wurde sogar eine zweite Version des neuen Stücks entwickelt, denn es soll niemand durch die offenere Sprache und die härtere Musik der Stadt verschreckt werden.

Die derzeit 17 jugendlichen SchauspielerInnen proben zusammen mit erwachsenen Schauspielern, die sie in Tanz und Theaterspiel ausbilden. Und auch sonst erfährt Hakili So Unterstützung: Die Stadt hat dem Theater ein Grundstück zur Verfügung gestellt, und der Bürgermeister des Stadtteils Accartville hat die Truppe gesehen, für gut befunden und damit zu ihrer Akzeptanz beigetragen. In dem Förderverein „Yiriba“ arbeiten sozial und politisch engagierte Menschen für die kleine Theatertruppe. Dieser Förderverein wurde von Barbara Duss gegründet und führt nach Abou Batoes Unfalltod Ende des vergangenen Jahres auch die Arbeit der Theatergruppe weiter.

Die Jugendlichen gewinnen durch ihr Theaterspiel nicht nur Anerkennung und Selbstbewusstsein. Ebenso wichtig ist die ganz konkrete Unterstützung durch das Projekt, das für die Kernmitglieder die Ausgaben für die Schule finanziert. Außerdem können sie eine kleine Starthilfe für die berufliche Selbstständigkeit beantragen. Mit Auftritten bei Familienfeiern können sie sich manchmal etwas Geld verdienen, und auch für die öffentlichen Auftritte bekommen sie eine kleine Gage. Das ist wichtig, denn es ist ein Ausdruck der Anerkennung für ihre Arbeit.

Von allen Orten, an denen sie bisher gespielt haben, gibt es Anfragen nach weiteren Aufführungen. Diese aber kosten Geld, das weder vom Theater noch von den Schulen und Gemeinden aufgebracht werden kann. Auch die Unterstützung für die Jugendlichen kann das Projekt nicht selbst erwirtschaften. Die ASW unterstützt Hakili So deshalb gerne.

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