Seit 1992 leistet Cactus – Junges Theater Theaterarbeit mit Jugendlichen unter professionellen Rahmenbedingungen. Die primäre Aufgabe von Cactus liegt in der Entwicklung von Projektideen und deren Durchführung im Bereich des Jugendtheaters. Ein weiterer Arbeitsbereich von Cactus ist der künstlerische Austausch mit anderen Jugendtheatergruppen im In- und Ausland und die Vertiefung von Arbeitsverbindungen mit internationalen Gruppen und Künstlern (z.B. Rotterdams Wijktheater und Mutoto Chaud / Complexe Scolaire Balou, Demokratische Republik Kongo). So wurde im Laufe der Jahre ein Pool von Künstlern aufgebaut, die mithelfen, das kreative Profil von Cactus auf professionelle Art zu gestalten.
Cactus ist ein offenes Theaterensemble, das sich an interessierte Jugendliche aus allen Bereichen der Gesellschaft wendet und bewusst den interkulturellen Austausch sucht. Dies spiegelt sich sowohl in den gemischten Zusammensetzungen der einzelnen Ensembles als auch in der Themenauswahl und den Aufführungen wider.
Cactus ist Theater, das sich mit Hoffnungen Ängsten, Konflikten und Sehnsüchten junger Menschen beschäftigt. Die Stimulanz und Erweiterung geistiger, physischer, sprachlicher und stimmlicher Ausdrucksfähigkeit gehört zu unserer Arbeitsphilosophie. Dies begründet auch die spartenübergreifende Arbeit von Cactus, bei der nicht das Sprechtheater im Vordergrund steht, sondern Einflüsse des Musik-, Tanz- und Improvisationstheaters zusammenkommen.
Cactus arbeitet mit freien Künstlerinnen und Künstlern, die nicht primär einen pädagogischen Ansatz verfolgen, sondern ihre eigene künstlerische Praxis in das Training und die Choreographie einbringen. Bei den Stücken und Projekten wird mit verschiedenen Partnern kooperiert, um neue Perspektiven zu einzelnen Themen zu eröffnen (z.B. mit dem Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster oder mit dem Universitätsklinikum Münster). So entstanden in der Vergangenheit zahlreiche erfolgreiche Produktionen, darunter etwa FETT (2000), ein Mädchenstück über Essstörungen, Männersache (2002), welches den Schwerpunkt auf das Mannwerden legte und Fragile (2005), in dem sich die Jugendlichen mit Zerbrechlichkeit, Krankheit und der Liebe auseinandersetzten.
Arbeitsphilosophie
Eine Besonderheit der Arbeitsweise von Cactus liegt darin, dass gemeinsam mit den Jugendlichen Stücke entwickelt und aufgeführt werden. Dabei werden die Themen aufgegriffen und eingebunden, welche die Jugendlichen selbst mitbringen. Cactus stellt im Erarbeitungsprozess die künstlerischen Mittel und den professionellen Rahmen, um den Jugendlichen einen geeigneten Spiel-Raum zu ermöglichen. Regie versteht sich dabei als Moderation, die den Gruppenprozess zu einem Thema leitet und künstlerische Formen und professionelle Strukturen bereitstellt.
Die Ensembles für die einzelnen Produktionen setzen sich immer wieder neu zusammen, interessierte Jugendliche sind uns stets im offenen Theatertraining willkommen.
Zum Produktionsprozess gehört die gemeinsame Arbeit im Probenraum mit Schreibwerkstätten, Gesprächen, Körper- und Tanztraining sowie Improvisations- und Schauspielunterricht. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden dann in Form von Theateraufführungen der Öffentlichkeit unter professionellen Rahmenbedingungen präsentiert.
Interkulturalität
Ein wichtiger Schwerpunkt von Cactus ist die interkulturelle und internationale Arbeit. Neben der Produktion von einzelnen Stücken mit interkulturellem Schwerpunkt, wie etwa Agathas Kind (2000) oder Zungen (2006) veranstalteten Cactus im Herbst 2004 das internationale Jugendtheaterfestival irritation und inspiration (i&i), welches vom Bündnis für Demokratie und Toleranz als beispielhaftes Projekt ausgezeichnet wurde.
Im neu etablierten Werkplatz – diverse Kultur wird versucht, die Möglichkeiten und Chancen der interkulturellen Jugendtheaterarbeit auch kritisch zu reflektieren. Darüber hinaus soll durch diesen Werkplatz eine stärkere Vernetzung von Institutionen erreicht werden, die sich im interkulturellen Kulturbetrieb engagieren. Dadurch soll Interkulturalität auf einer künstlerischen Ebene besser ins öffentliche Bewusstsein getragen werden.
Cactus und Schule / Workshops
Seit einiger Zeit wird die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Münsteraner Schulen weiter ausgebaut. Dazu gehört neben der Kooperation bei einzelnen Produktionen auch das Ausrichten von theaterpädagogischen Workshops und Kleinprojekten sowie die Vor- und Nachbereitung für Schulbesuche von Cactus-Stücken sowie Beratung.
Im Jahr 2006 wurde im Mai für die Landesvolkshochschule Freckenhorst ein zweitägiger Workshop für Streitschlichter ausgerichtet. In Zusammenarbeit mit dem Lettischen Zentrum Münster wurde im Sommer ein Stück zum Thema Sprache und Zukunft im Rahmen einer Sommerschule für junge Letten entwickelt.