Das „Ashtar Theatre“ ist ein dynamisches palästinensisches Theater mit einer globalen Perspektive. Mit ihren Schauspiel-Schulungen und den professionell aufgeführten Theaterstücken versuchen die Mitglieder, auf kreative Weise gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Ashtar war die erste Organisation, die in Palästina Theater-Trainings für Jugendliche anbot. Es wurde 1991 in Jerusalem von den bekannten palästinensischen Schauspieler_innen Edward Muallem und Iman Aoun gegründet. Mittlerweile befindet sich der Hauptsitz des Theaters in Ramallah. Um auch die Menschen in abgelegenen Gegenden mit in das Projekt einzubeziehen, bietet das Theater außerhalb der Zentren Projekte an.
Theater-Trainings-Programm
Das Ashtar-Theatre bietet Theater-Workshops sowohl für junge Palästinenser_innen, als auch für internationale Student_innen an, die meist in Aufführungen münden. Dabei trainieren die Teilnehmer mehr als nur das Schauspiel. Sie lernen auch sich selbst besser kennen und entwickeln so Selbstvertrauen, arbeiten an ihren Kompetenzen in Teamwork und Kommunikation.
Repertoire
Neben den Workshops für Schauspiel- und Theaterinteressierte führt das Ashtar Theatre auch eigene Theaterproduktionen auf. Die Theaterstücke zeugen von hohem künstlerischem Niveau und regen zu kritischem Nachdenken an. Das Theater unterhält Kooperationen mit Schauspieler_innen und Regisseur_innen in vielen Ländern der Welt, um den eigenen Standard weiter zu entwickeln. Für seine Arbeit wurden die Theatermacher aus Palästina bereits mit einigen internationalen Preisen ausgezeichnet.
Nach den Angriffen auf den Gazastreifen durch Israel im Dezember 2008 und Januar 2009 entstand 2010 das Projekt „The Gaza Monologues“. Das Ashtar Theatre begann, unterstützt durch Unicef und durch weitere Theatergruppen, mit Kindern und Jugendlichen der Gaza-Region zusammenzuarbeiten. Sie unterrichteten sie in Schauspiel und kreativem Schreiben. Aus dieser Arbeit entstanden 31 Monologe der Kinder und Jugendlichen (zwischen 13 und 16 Jahre alt), in denen sie von ihren Erfahrungen und Ängsten während des Krieges erzählen. Dabei fand jedes Mädchen und jeder Junge ihre oder seine ganz eigene Sprache. Da die jugendlichen Autoren Gaza nicht verlassen durften, wurden diese Monologe parallel in weltweit 49 Ländern von jungen Theatergruppen inszeniert und am 17. Oktober 2010 aufgeführt. In Deutschland haben in Berlin die „Zwiefachen“ (Schaubühne) und das Jugendtheaterprojekt „Grenzen-Los! e.V“ und einige palästinensische Jugendliche die Monologe auf die Bühne gebracht. Auch während des „International Day of Solidarity with the Inalienable Rights of the Palestinian People“ am 29. November 2010 in New York wurden die Monologe aufgeführt – von Jugendlichen aus 18 verschiedenen Ländern.
Die psychosoziale Arbeit des Ashtar-Theatre im Gaza war 2009 der Ausgangspunkt für die „Gaza-Monologe“. Jetzt ist die Lage im Gaza für Kinder und Jugendlichen noch schlmmer als 2010.
Das Ashtar-Theatre hat im September begonnen die psychoisoziale Arbeit im Gaza auszuweiten und zu intensivieren.
„Wir nutzen das Theater, speziell die Methoden des ‚Theaters der Unterdrückten‘, um den Kindern aus Gaza dabei zu helfen, ihre Selbstsicherheit wiederzuerlangen, ihr Vertrauen zu ihren Eltern zurückzugewinnen, sich mit ihren neuen Lebensbedingungen und in ihrer Umgebung einzurichten. Denn viele von ihnen haben ihr Zuhause, Familienangehörige und Liebsten verloren. Mithilfe des Theaters können sie ihre posttraumatische Störung überwinden, die sie durch die Gräueltaten des Krieges erlitten haben“, schreibt das Ashtar-Theatre.
Das Ashtar-Theatre ist das nationale Zentrum für „Forum Theater“ in Palästina. Entwickelt wurde das Forum Theater von Augusto Boal, einem brasilianischen Schauspieler. Im Gegensatz zur klassischen Theateraufführung, bei der das Publikum die Vorstellung passiv konsumiert, wird es nun dazu animiert, in das Geschehen auf der Bühne einzugreifen, es zu ändern und in Dialog mit den Schauspieler_innen zu treten. Das Ashtar-Theatre nutzt diese Form des Theaters, um den Menschen zu zeigen, wie sie durch ihr Handeln das Stück und auch die Welt verändern können. In diesem Sinne ist Forum Theater ein Werkzeug zur Demokratiebildung.