Ulla Theisling, Vorstandsmitglied des Fördervereins KinderKulturKarawane
Ulla, du warst im Januar bei der Gruppe M.U.K.A. in Johannesburg.
Wie hast du die Arbeit der M.U.K.A. Kids erlebt?
M.U.K.A. Project ist ein langjähriger Partner der KinderKulturKarawane., den ich schon mehrfach in Köln erlebt habe. Als ich im Januar dort war, hatten die Schüler*innen noch Weihnachtsferien. Trotzdem probte ein größerer Teil der Gruppe jeden Tag in einem Klassenraum des Phönix College, einer Schule mit über 1000 Schüler*innen. Es war beeindruckend zu sehen, wie ausdauernd und konzentriert die Jugendlichen dabei waren und die Älteren den Jüngeren halfen. Der Leiter Brian erzählte, dass die Gruppe einmal in der Schule eingeschlossen worden war, weil sie beim Üben völlig die Zeit vergessen hatten. M.U.K.A. Project, mit Tanz, Musik und Theater, ist ein Teil des dortigen Schulprogramms. Der Schulleiter und einige Lehrer*innen zeigten mir stolz die Auszeichnungen, die das M.U.K.A. Project bereits erhalten hat.
Unter welchen Bedingungen kann M.U.K.A. Project aktuell arbeiten?
Vor Corona war das M.U.K.A. Project noch in mehreren Schulen aktiv. Diese Kooperationen konnten während der Pandemie nicht aufrecht erhalten bleiben. Zusätzlich wurde ihnen der zentrale Treffpunkt und Proberaum im Hillbrow Theatre genommen. Dieses Theater mit seinen Workshop Räumen war in Hillbrow und anliegenden Stadtteilen die einzige Möglichkeit für Jugendliche, sich kreativ zu entfalten und in geschützten Räumen zu proben. Jetzt wurde das Theater privatisiert. Deshalb sind sie froh, dass ihnen wenigstens das Phönix College einen Raum zur Verfügung stellt und Brian mit einem kleinen Büro von dort aus die Organisation für M.U.K.A. übernehmen kann.
Das M.U.K.A. Project ist ja mehr als nur ein künstlerisches Schulprojekt. Was hat du davon noch mitbekommen?
Ungefähr alle zwei Wochen ist Essen kochen und die Verteilung an Obdachlose auf der Strasse ein fester Bestandteil der Aktivitäten der M.U.K.A. Kids. Diese Art Community Work soll die Schüler*innen befähigen, sich karitativ für ihre unmittelbare Nachbarschaft einzusetzen und nebenbei auch praktische Fähigkeiten in Kochen und Organisation zu erwerben. Die logistischen und finanziellen Herausforderungen sind groß: keine eigene Infrastruktur, täglicher Stromausfall vom mehreren Stunden, eingeschränkte Mobilität, Abhängigkeit von privaten Spenden … Dennoch lohnt es sich und der Bedarf ist riesig in einem der ärmsten und dicht besiedelsten Stadtteile von Johannesburg. Es ist für alle ein großes Gruppenerlebnis, wie ich selber an diesem Sonntag erfahren konnte. Innerhalb kurzer Zeit wurden 170 Essen verteilt. Die Stimmung war heiter, viel Musik wurde gespielt … und ab und zu auch getanzt.
Video von M.U.K.A. Project mit ihrem Stück „I am sorry
Wer mehr über den Stadtteil Hillbrow erfahren möchte, dem sei der 45-minütige Film „between haven and hell“ vom Filmemacher Clifford Bestall empfohlen. Obwohl er schon 2012 gedreht wurde, hat er immer noch erschreckende Aktualität:
Das Interview führte Carlo Tiedge, Institut equalita, am 16.3.2023 mit Ulla Theisling, Vorstandsmitglied des Fördervereins der KinderKulturKarawane.