Die großes Hoffnung, dass Nabil Al-Raee vom FREEDOM THEATRE in Jenin heute nach der Anhörung freikommen würde, ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Die Anwältin teilte mit – ohne genaue Hintergründen erfahremn zu haben – dass die Inhaftierung von Nabil mindest bis Donnerstag (28.6.12) weiter andauern wird.
Unterdessen nehmen die internationalen Proteste gegen die Israelische Regierung und gegen deren Verstöße gegen die elementaren Menschenrechte zu.
Auch aus Schwalbach a. Ts. hat der Israelische Botschafter einen Offenen Brief erhalten, der gleichzeitig auch an das deutsche Auswärtige Amt ging:
Sehr geehrter Herr Botschafter,
wir haben vor kurzem mit Bestürzung erfahren, dass am 6. Juni in einer nächtlichen Aktion schwer bewaffnete und maskierte Soldaten der israelischen Armee Nabil Al-Raee, den Leiter der Theaterschule des Freedom Theatre in Jenin, aus dem Schlaf gerissen und an einen unbekannten Ort verschleppt haben.
Micaela Miranda, Nabil Al-Raees Ehefrau, beschreibt laut Medien die Umstände der überfallartigen Verhaftung folgendermaßen: „Ich sah Soldaten über den Zaun springen und in den Hof laufen. Sie fragten nach meinem Mann, und ich wollte wissen, warum. Die Soldaten antworteten, dass sie mir das nicht sagen würden. Dann nahmen sie Nabil, brachten ihn zu einem Jeep der Armee und fuhren davon. Wir sind sehr besorgt, weil wir nicht wissen, wohin sie ihn gebracht haben und weshalb.“
Wir sind außerordentlich beunruhigt über dieses Vorgehen, da wir den Eindruck haben müssen, dass grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien außer Acht gelassen wurden.
Mit Unterstützung der Stadt Schwalbach/Taunus war das Freedom Theatre aus Jenin im Herbst 2011 auf seiner Europatournee als ein Repräsentant des UNESCO-Projekts der KinderKulturKarawane Gast an der Albert-Einstein-Schule. Die Schüler und Schülerinnen, in deren Familien die jungen Schauspieler aufgenommen worden waren, waren zutiefst beeindruckt von der künstlerischen Leistung der Truppe unter der Leitung von Nabil Al-Raee und dem menschlichen Kontakt mit den jungen Palästinensern. Sie haben ihre Botschaft, durch künstlerische Betätigung friedlich Widerstand zu leisten, eine Perspektive jenseits von Angst und Gewalt zu entfalten und so Kraft für die Bewältigung ihres mühsamen Alltags im besetzten Westjordanland zu entwickeln, sehr wohl verstanden.
Wir sind umso mehr beunruhigt über den Verbleib Nabil Al Raees und die Umstände seiner Verhaftung, als diese Aktion nicht die erste ist seit der bisher nicht aufgeklärten Ermordung des damaligen Theaterdirektors Juliano Mer Khamis im April 2011. Im Sommer letzten Jahres wurden schon einmal mehrere Mitarbeiter des Freedom Theatre ohne Angabe von Haftgründen und ohne Rechtsbeistand in israelische Militärgefängnisse gebracht.
Wie schon andere Personen und Institutionen des öffentlichen Lebens, die sich für Nabil Al-Raee und die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen, bitten wir Sie nachdrücklich, sehr geehrter Herr Botschafter, Ihrer Regierung und den zuständigen Ministerien unsere tiefe Besorgnis über die geschilderten Ereignisse zur Kenntnis zu bringen und sich für die sofortige Freilassung von Nabil Al-Raee auszusprechen bzw. zu fordern, dass zumindest die Vorwürfe gegen ihn offen gelegt, ihm Rechtsbeistand und seiner Familie Zugang zu ihm gewährt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Vertreter der Stadt Schwalbach und Mitglieder der Albert-Einstein-Schule in Schwalbach/Taunus