Snak’obal Jnak’obal – Sich selbst finden im Tanz

Indigene am Rande der Gesellschaft
Die Jugendlichen des Tanzkollektivs „Snak’obal Jnak’obal“ sind zwischen 12 und 22 Jahre alt und stammen aus dem Norden der Kolonialstadt San Cristóbal de las Casas in Chiapas, Mexiko. Sie gehören zu den indigenen Völkern der „Tzotzil“ und „Tzeltal“, die von der Kultur der Maya geprägt sind. Auf dieses Erbe, das viele Touristen ins Land lockt, ist Mexiko zwar stolz. In der Realität leben die Nachkommen der Maya ökonomisch und sozial am Rande der Gesellschaft. Immer mehr Jugendliche tragen einen Identitätskonflikt in sich. Sie verleugnen ihre Wurzeln, um sich vor Diskriminierung zu schützen.

Freie Entfaltung
Mithilfe der Kunst versuchen die Jugendlichen ihren eigenen Platz zwischen Tradition und Moderne zu finden und sich zu behaupten. Sie treffen sich dreimal pro Woche, um gemeinsam Tanzchoreographien zu erarbeiten. Dabei setzen sie ihren ganzen Körper ein und lernen, ihn besser wahrzunehmen. Die Trainings schaffen Raum, sich kreativ auszudrücken und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Grundlage sind dabei die Fragen „Wer bin ich?“ „Wer will ich sein?“ und „Wem will ich erzählen, wer ich bin?“ Die Suche nach der Identität begreifen sie als Quelle zur Inspiration, aber auch als politisches Statement.

Den eigenen Schatten wiederfinden
Übersetzt heißt der Name des Tanzkollektivs „Mein Schatten und der Schatten des Fremden“. Denn wer in den Schatten eines Baumes tritt, kann seinen eigenen Schatten nicht mehr sehen. Bei Menschen, die vom Land in die Stadt ziehen, passiert dasselbe: Der eigene Schatten verschwindet in dem großen Schatten der gesellschaftlichen Klassen – die Individualität geht verloren. Die mexikanischen Jugendlichen möchten nun mithilfe der Kunst ihren eigenen Schatten und somit ihre Einzigartigkeit wiederfinden.

„Sak’il Tsek – Der weiße Rock“
Der Tanz von „Snak’obal Jnak’obal“ spricht eine eigene Sprache. Mit viel Feingefühl und einer erstaunlichen Sensibilität kreiert die Gruppe auf der Bühne Szenen, die über die sprachliche Ebene hinausgehen. Dabei verbinden sie mit künstlerischer Professionalität Elemente des Modern Dance mit der szenischen Arbeit und vermitteln somit eine leicht verständliche Botschaft. Mit ihrem Stück „Sak’il Tsek“, zu deutsch der weiße Rock, erzählen die Jugendlichen in einer modernen Tanzchoreographie ihre Geschichten und Erfahrungen als Indigene in der Stadt.

Zeitraum: 01.09 – 30.10.2015 | Personenzahl: 9 | Technik: Bühne 8×8 (Glatter, splitterfreier Boden), CD-Player mit Verstärkeranlage, Beamer mit Projektionsfläche, Grundlicht | Workshop: Modern Dance, Körperarbeit | Website: http://snakobaljnakobaldeutsch.wordpress.com/

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